Skandale als Weg zu neuen Grenzen in Kunst und Gesellschaft ? Vorträge von Franziskus Wendels in der Galerie Augarde in Daun am 13. und 14. Okt. 2021

Der aus Daun stammende renommierte Künstler Franziskus Wendels führte an zwei Abenden in der Galerie Augarde in Daun anhand von ca. 30 Werken, z. B. von Courbet, Munch, Dix oder Beuys, durch die Geschichte der Kunstskandale der letzten 160 Jahre. Der Kulturkreis Daun hatte zu diesen Veranstaltungen eingeladen.

„Skandale auch in der Kunst brauchen eine breite mediale Öffentlichkeit, daher kann man von den ersten Kunstskandalen auch erst ab der Mitte des 19. Jahrhunderts sprechen“, so Franziskus Wendels. Künstler wandten sich mit ihren innovativen Malweisen gegen den starren Betrieb der Kunstakademien, die vor allem die traditionellen Kunstauffassungen der bürgerlichen Gesellschaft vertraten. Dabei bildeten sich teils neue Stilrichtungen wie der Impressionismus durch Monet heraus.
Gegen gesellschaftliche Konventionen, gegen Krieg und religiöse Dogmen und tradierte Kunstauffassungen stemmten sich in den 20er Jahren z.B.. Otto Dix und Max Ernst, in der Zeit nach 1945 auch Joseph Beuys und Wolf Vostell. Um die Jahrtausendwende wurden alle Grenzen des Denkbaren ausgereizt und teils auch überreizt, wie bei der Benetton-Werbung im „Kunstmodus“ und der „Erotofarce“ von Jeff Koons. Kunstfälschungen im großen Rahmen wie von Wolfgang Beltracci erschütterten den Kunstmarkt. Oft führen auch neue Erkenntnisse zu einer Neubewertung von Künstlern und ihrer Werke, wie z. B. im Fall Emil Nolde, dessen Gemälde „Brecher“ aus dem Kanzleramt entfernt wurde.
Bewusst herbeigeführte Skandale vor allem in öffentlichkeitswirksamen Aktionen werden von Künstlern auch als Mittel zum Marketing ihrer Kunst benutzt. Für Franziskus Wendels komme dies jedoch nicht in Frage. „Bisweilen“, so Wendels, „führen heute die Aktionen auch kleiner Aktivistengruppen im Internet zu einer Verengung und bisweilen irrationalen Bewertung künstlerischen Schaffens, wie sich das an den Auseinandersetzungen um die Kunstinstallation "Monument" (2017) der aufgestellten Busse vor der Frauenkirche in Dresden von Manaf Halbouni, die auf das Leid in Syrien aufmerksam machen wollte, zeige.

Die Vortragsabende gingen mit angeregten Diskussionen um die Bedeutung der Kunst in Politik und Gesellschaft zu Ende.
Foto: v.l. Siegfried Czernohorsky, Franziskus Wendels, Stefanie Augrade.

Fotos: Elke Czernohorsky

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